Das Stück von Bernard-Marie Koltès beruht auf der Geschichte des Serienmörders Roberto Succo. Der Autor entdeckte sein Fahndungsplakat und war fasziniert von der Skrupellosigkeit und "Reinheit" seiner Taten. Succo ermordete 1986 seine Eltern, wurde in einer psychatrischen Anstalt untergebracht, floh über das Dach und entkam der Polizei.
In den folgenden zwei Jahren beging er eine Unzahl von Gewaltverbrechen und Morden, wurde schließlich 1988 in Mestre verhaftet und zurück in die Anstalt gebracht. Nach einem neurlichen Fluchtversuch, der allerdings scheiterte, beging er am 23.Mai 1988 in seiner Gefängniszelle in Vicenza Selbstmord.
„Roberto Zucco“ greift Motive dieser Geschichte auf, ohne sie jedoch dokumentarisch nachzuerzählen. Vielmehr fügt Koltès eine Reihe von Figuren ein, die ihren ganz eigenen Fährten folgen und im Laufe der Handlung ein Kaleidoskop gesellschaftlicher Zusammenhänge entstehen lassen, in dem sich die motivlosen und moralfreien Taten der Hauptfigur auf eigentümliche Weise spiegeln. Unter dem Schirm einer digital vernetzten Welt entwirft so jeder sein persönliches Bild des Verbrechers, macht ihn zur Projektionsfläche von Wünschen, Ängsten und Fantasien, bis sich schließlich die Frage stellt: was eigentlich an Zucco ist real und wie ensteht unser Blick auf ihn?