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Rozznjogd
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Sehnsucht nach Menschlichkeit

Turrinis „Rozznjogd“ im Z-Bau


Nicht gerade ein anheimelnder Platz für ein Rendezvous: Ausgerechnet zu einem Müllplatz
führt ein Mann seine Angebetete. Die beiden ungenannt Bleibenden sind bereits von
Enttäuschungen gezeichnet. Um weitere zu vermeiden, wollen sie sich zunächst genau
kennen lernen. Dazu vollziehen sie einen Striptease sowohl des Körpers als auch der Seele.

 

Während sie über ihr Leben erzählen, legen sie Schmuck, falsche Haarteile, Kleidung und
sich darin befindende Konsumprodukte ab - eben alles, was das Äußere verändert, alles, was von künstlich aufgebautem Selbstbewusstsein zeugt. Ganz nackt stehen die zwei nun voreinander. Aber Nacktheit bedeutet auch Schutzlosigkeit. Es kommt zu einem ebenso Überraschenden wie schockierenden Ende. . .


Der Österreicher Peter Turrini schrieb das Stück bereits 1967. Es wurde allerdings erst 1971
uraufgeführt. Damals war es ein veritabler Skandal. Heute, wo Nacktheit auf der Bühne
bereits alltäglich ist, taugt es dafür kaum noch. An Intensität hat es aber nicht verloren. Die
gelungene Inszenierung des freien Nürnberger Theatermachers Nikolaus Struck hatte nun in der Galerie hinter dem „Roten Salon“ des Z-Baus Premiere. Deren etwas abgewracktes Aussehen bietet ein sehr passendes Umfeld.


Gelungen auch der Bühnenaufbau, der mit Müllsäcken, schmuddeligen Sexpuppen und alten Autositzen endzeitliche Atmosphäre verbreitet. Das Stück selbst wurde von einigen zu
ausschweifenden Textpassagen und heute eher aufgesetzt wirkenden Provokationen
entschlackt. Die einschneidenste Änderung: Aus dem im Original 25-jährigen Pärchen sind
zwei gesetztere Menschen geworden, eindrucksvoll gespielt von Ulrike Gradl und Struck
selbst.


Die innere Leere, die psychische Ausgebranntheit der Figuren wird in schonungsloser
Konsequenz offenbart. Hinter den rüden Dialogen ist aber schon bald eine tiefe Sehnsucht
nach Wärme und Menschlichkeit zu spüren. „Rozznjogd“ ist vor allem ein Stück über den
Wert des Menschen. Für die moderne Gesellschaft liegt er quasi bei Null, so Turrinis
pessimistische Einschätzung. Sie ist wohl auch heute treffender, als uns lieb ist.

 

(Nürnberger Nachrichten vom 16. Dezember 2006 / Schulze Kalthoff)

 

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