logo

    Home      Spielplan      Produktionen     Ensemble       Links      Impressum    Datenschutz   

 

Der Nudelfresser
Stück
Autor
Ensemble
Presse
Video

 

 

 

 

 

 

Nichts für zarte Seelen

Gelungenes Ein-Personen-Stück


Unvorsichtige Eltern kennen das Schreckensszenario: Eine Schüssel voll Nudeln, Ketchup
und experimentierfreudiger Nachwuchs. Auch der Nudelfresser hält wenig von
Tischmanieren, vielmehr stopft er die vor ihm stehenden Spaghetti mit Händen und Füßen in sich rein. Die Nudeln hat er zuvor dekorativ in Billig-Ketchup ertränkt. Und der Nudelfresser spuckt Gift und Galle, besonders auch gegen «den Typ, der mich schreibt.»


Der Autor heißt Wilfried Happel, wurde 1965 in Nürnberg geboren und saß am Samstag bei
der hiesigen Premiere seines Einpersonenstücks im Publikum. «Mir geht‘s hier nur um die
Nudel», sagt «Der Nudelfresser» am Anfang. Nicht ganz möchte man hinzufügen, denn auch Kaffee, Zigaretten und Ketchup braucht der Mensch, um glücklich zu sein. Doch der
Nudelfresser ist nicht glücklich. Dies liegt einmal an der imaginären Person im Nebenraum,
die einfach nicht antwortet und die sich dem gemeinsamen Mahl verweigert.


Atemlose Wortsalven eines wütenden Nudelessers


Noch wütender macht ihn seine Bestimmung, denn er will nicht mehr der Nudelfresser sein.
Happels Einakter ist eine Herausforderung für jeden Schauspieler, und Nikolaus Struck hat
diese Herausforderung bestanden. In einem Mienenfeld zwischen Groteske und Drama
chargiert er bravourös und stößt dabei atemlose Wortsalven aus.


Diese sind meist nichts für zarte Naturen, denn der Nudelfresser kotzt sich richtig aus und
dies nicht nur im übertragenen Sinne.Denn bei einer solchen Menge an Nudeln, da kündigt die Verdauung einem irgendwann zwangsläufig die Freundschaft. Doch Autor Happel hat in sein Stück auch leisere Passagen eingebaut. Der zum einsamen Bühnen-Monolog verurteilte Nudelfresser räsoniert über einsame Bühnen-Monologe und wäre doch so gerne Teil eines Ensembles.


Auch das Verhältnis von Autor, Schauspieler und Rolle steht im Fokus der Betrachtung, und
der Nudelfresser erkennt: «Es gibt keine verpassten Chancen. Wir haben noch so viele
Nudeln im Schrank.» Und er philosophiert über die Nudel als solche: Tagliatelle,
Maccharoni, Spaghetti, Pasta heißt das Evangelium.


Die Regie legt Struck keine Ketten an, und seine feine und körperlich anstrengende Ein-
Mann-Show macht «Der Nudelfresser» sehenswert. Nach 90 Minuten ist der Darsteller so
ausgelaugt wie der Zuschauer, und zumindest letzterer verspürt dann Appetit auf eine Portion Bratkartoffeln.

 

(Nürnberger Zeitung vom 02.12.2007 / Thomas Susemihl)

 

top

 

logologologo