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Die Nacht kurz vor den Wäldern
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Der Monolog eines Einsamen im Treppenhaus

 

„Die Nacht kurz vor den Wäldern“ im Z-Bau

Es gibt diese magischen Momente im Theater: Wenn die Zeit still steht, der Betrachter sich
ganz in die ihm dargestellte Welt fallen lässt. Ein seltenes Vergnügen, das bei der Premiere
„Die Nacht kurz vor den Wäldern“ im Z-Bau par excellence vorgeführt wird.

 

Auf der Treppe des zugigen Flurs hinter dem Roten Salon steht Schauspieler Nikolaus
Struck. Unten sitzen die Zuschauer auf Bierbänken, die staubig sind von den tristen,
bröckelnden Wänden. Eine Neonleuchte spendet kühles Licht. „Ich habe nach einem Engel
gesucht“, resümiert der glänzend präparierte Struck als Fremder, „und fand dich“.

 

Das Gegenüber, das Du, sind seine Zuhörer. Der Monolog des Fremden richtet sich an einen Unsichtbaren - ob er, wie er berichtet, tatsächlich einen jungen Mann auf der Straße traf und ihn um ein Zimmer bat oder sich allein im Zwiegespräch verliert, bleibt offen.

 

Ausgeschlossen von der Gesellschaft, in tiefer Einsamkeit verhaftet, streift der Fremde durch
die Stadt. Ein Mensch, der ihn erkennt, fehlt. Das ist fast körperlich spürbar. Verzweiflung,
Wut und Hoffnung wechseln sich im neunzigminütigen Kammerspiel des Theaterprojekts ab: Eine „internationale Gewerkschaft zur Verteidigung aller in den Arsch getretenen“ will der Fremde mal enthusiastisch-kraftvoll initiieren; in den depressiven Phasen dominiert der Hass, die Trauer um all jene, die wie er im Abseits stehen.

 

Den Abend beginnt und schließt er in jenem engen, stimmungsvollen Treppenhaus des Z-Baus, dazwischen wechseln Zuschauer und Schauspieler auf die kleine Bühne des Roten Salon - kein bloßer Bühnengag, sondern ein von Regisseur Stefan Carstens klug inszeniertes Mittel, um die Heimatlosigkeit des Fremden zu untermalen. Nikolaus Struck verleiht indes der harschen Gesellschaftskritik Gehör, ohne dabei die leisen Momente zu übertönen — ein Geheimtipp!

 

(Nürnberger Nachrichten vom 01.07. 2006)

 

 

Wie nah das Fremde eines Anderen


Nikolaus Struck überzeugte mit Koltès-Monolog bei Wasserburger Theatertagen

 

Da steht ein einsamer Kerl auf der Bühne. Er klammert das Jackett mit einer Hand vor der Brust zusammen, setzt sich auf der Suche nach einem Zimmer, das er nicht wirklich braucht, höchstens für einen Teil der Nacht, dem Regen aus. Er will nur reden, bei Kaffee, oder besser noch Bier. Er würde auch dazu einladen, kann aber nicht, weil er in der Metro seiner Börse beraubt und beim Versuch, sie auf möglichst höflichem Weg zurückzubekommen, obendrein verprügelt wurde. Da steht er, ohne Geld, mit durchfeuchteten Strähnen, und versucht, unter den Vorbeiziehenden Leute zu finden, die er ansprechen könnte. Unterdessen erzählt er alles.

 

Schonungslos machte sich Nikolaus Struck die Figur, die Bernard-Marie Koltès für sein erstes Bühnenstück geschaffen hat, zu eigen. Der Nürnberger, mit „Die Nacht kurz vor den Wäldern“ zu Gast bei den 5. Wasserburger Theatertagen, zeigte einen Fremden, der so befremdlich wie anrührend sein kann, so verloren wie kampfeslustig, so offen wie unnahbar, so schweigsam, so sehnsüchtig, so zart, so wütend. Und so allein.

 

Er führte das Publikum durch die Erinnerungen, Wunschträume und Beobachtungen eines Mannes, an denen in einer dunklen, verregneten Nacht möglicherweise niemand interessiert wäre, draußen auf den Straßen. Aber da sitzt man dort auf einem Stuhl im Zuschauerraum, macht mal keinen Bogen um einen seltsam anmutenden Typen im Halbdunkel, sondern schaut ihn an, wie er ringt und schwitzt.

 

Da liefert sich einer völlig aus, ohne Hemmung vor Hass und Hässlichkeit, ohne Scheu, intimstes Gedankengut vor weiß Gott wem nach außen zu kehren. Einer, den Koltès, der in der Zeit des Algerienkrieges in Lothringen aufgewachsen und in einem Araberviertel zur Schule gegangen ist, in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts erdacht hat.

 

Nikolaus Struck hat sich Koltès´ angefressenen Politik-und Arbeitsverweigerer dieser Zeit genommen, ihn in seinen Haltungen, seiner Fantasie und seinen Zuständen ernst genommen und ihn in einer Intensität vorgestellt, die so nachhallt, wenn er längst die Tür hinter sich geschlossen hat, dass man sich doch wünschte, er würde einen jetzt nicht so fremd im Regen sitzen lassen, sondern noch viel mehr erzählen.

 

(OVB / Wasserburger Theatertage 2009)

 

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